Ein Interview zur Lage der Branche, Bewertung des umfangreichen Konjunkturpakets und ein Blick in die Zukunft – mit Präsident Ulf Kopplin und Vizepräsident Ludger Gude vom LandBauTechnik-Bundesverband e.V.

Herr Kopplin, eigentlich lässt sich keine Frage zur Corona-Krise stellen, da die Antwort morgen bereits überholt sein könnte. Unsere Branche, das ganze Land, ja die ganze Welt wird von einem Virus und seinen Folgen „erschüttert“, wie schätzen Sie die Lage für unsere Branche ein?

In der Tat, Corona war und ist in den vergangenen Monaten das vorherrschende Thema. In unserer Branche hat vor allem der Gebrauchtmaschinenhandel gelitten, weil die Grenzen dicht waren und teils noch sind. Ersatzteile wie Maschinen trafen teilweise nur verspätet ein. Hinzu kam im Frühjahr in einigen Regionen eine gewisse Trockenheit. Gepaart mit einer auftretenden Preisunsicherheit für viele Produkte unserer Kunden führte dies bei unserer Kundschaft zu einer Unsicherheit. Die Entschlussfreudigkeit war oft nicht da.

Zur Unterstützung der Wirtschaft hat die Bundesregierung Anfang Juni ein umfassendes Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket verabschiedet, insgesamt werden 130 Milliarden Euro zur Rettung der Wirtschaft in die Hand genommen. Wie bewerten Sie das Paket?

Kopplin: Zunächst einmal muss gesagt werden, alles ist gut, was in dieser Situation hilft und die Hilfen sind in dem Paket vielfältig verteilt. Auch wenn die Maßnahmen unsere Branche nicht wirklich direkt treffen, nehmen wir das Beispiel Kurzarbeitergeld, das haben nur ganz wenige Betriebe unserer Branche in Anspruch genommen, es ist aber richtig und wichtig, dass diese im Paket so verankert ist.

Gude: Das möchte ich gerne unterstreichen. Mit diesem Modell sind wir weltweit führend. Als CLIMMAR-Vertreter unseres Bundesverbands bin ich regelmäßig mit den europäischen Kollegen im Austausch und viele von diesen beneiden uns um unsere hiesige Situation und um das Kraftpaket, das die Bundesregierung geschnürt hat.

Ein wesentlicher und die gesamte Wirtschaft tangierender Eckpunkt des Pakets, ist die Senkung der Mehrwertsteuer, wie stehen Sie dazu?

Kopplin: Man wird sehen, ob dieses zu einem erhöhten Konsumverhalten führt. In vielen Bereichen ist die Mehrwertsteuer ja ein „durchlaufender Posten“, interessant wird es da nur im Privatkundengeschäft.

Gude: Das ist sicher ein positiver Schritt, der viele überrascht hat. Man darf dabei aber auch nicht vergessen, was für einen organisatorischen Aufwand das für manchen Betrieb nach sich zieht. Und das vor allem mit dem Wissen, dass die Systeme zum Ende des Jahres wieder umgestellt werden müssen.

Herr Gude, im „Kraftpaket“ ist auch ein Investitionsförderprogramm für die Stallwirtschaft verabschiedet, ein wichtiger Punkt für die Innenwirtschaft, um die Förderung gelten zu machen müssen jedoch differenzierte Mindestanforderungen an die jeweiligen Tierhaltungen als verlässliche Grundlage gelten, wird das Geld hier also überhaupt ankommen?

Gude: Das Wichtigste ist zunächst, dass die Landwirte eine Sicherheit und nachhaltige Verbindlichkeit bekommen. Dazu sind zunächst die Richtlinien für den Stallausbau zu klären und zu definieren und zwar langfristig. Nur, wenn die Landwirte an dieser Stelle Planungssicherheit erhalten, werden sie auch investieren und von dem Förderprogramm profitieren.

Die Bundesregierung hat die Herausforderungen des Klimawandels erkannt und auch die Trockenheit in ihrem Paket thematisiert. Im Bereich der Forstwirtschaft soll es daher Unterstützungen geben, auch von Investitionen in moderne Betriebsmaschinen und -geräte. Ist das weit genug gedacht?

Gude: Das ist absolut positiv. Viele Landwirte sind auch in der Forstwirtschaft tätig. Das Geld wird letztlich bei uns in der Branche investiert. Ob es ausreicht, das kann ich nicht beantworten, aber es ist ein wichtiges Signal auch zum Schutz unserer Wälder.

Das Thema 5G ist schon lange ein Thema auf unserer Agenda, glauben Sie, dass nun endlich Fahrt in Sache kommt?

Kopplin: Wenn durch die Corona-Krise in diesem Bereich nun endlich etwas passieren sollte, dann wäre das wirklich etwas Positives, was wir der Krise abgewinnen könnten. Der Wirtschaftsstandort Deutschland hinkt in Sachen Internetausbau seit Jahren hinterher. Der digitale Ausbau ist längst überfällig. Ich hoffe inständig, dass es nun voran geht.

Gude: Stabile und schnelle Internetverbindungen sind zwingend notwendig für den ländlichen Raum. In kaum einer anderen Branche hat die Digitalisierung bereits in einem solchen Umfang Einzug erhalten, wie in unserer. Nun müssen auch die entsprechenden Parameter dafür geschaffen werden, diese digitalen Anwendungen vollumfänglich nutzen zu können.

Der Lernerfolg von Auszubildenden soll auch in der Pandemie nicht gefährdet werden. KMU, die ihr Ausbildungsplatzangebot 2020 im Vergleich zu den drei Vorjahren nicht verringern, erhalten für jeden neu geschlossenen Ausbildungsvertrag eine einmalige Prämie in Höhe von 2.000 Euro, die nach Ende der Probezeit ausgezahlt wird. Solche Unternehmen, die das Angebot sogar erhöhen, erhalten für die zusätzlichen Ausbildungsverträge 3.000 Euro. Genügen diese Maßnahmen, um die Ausbildungs- und Fachkräftesituation abzusichern?

Kopplin: Ich denke, das ist ein gutes Signal, trifft die KMU und ist daher positiv zu werten. Wir brauchen Nachwuchskräfte, um damit die Fachkräfte von morgen für unsere Betriebe sichern zu können. Unsere Branche hat als vor- und nachgelagerter Bereich der Landwirtschaft einmal mehr gezeigt, wie relevant sie in Krisenzeiten ist. Wir brauchen gute und motivierte Auszubildene in unseren Betrieben, um die Zukunft zu sichern.

Gude: Schade ist nur, dass die Prämie nur für Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitern gilt. Hier hätte es eine grundsätzliche Regelung für Ausbildungsbetriebe geben sollen.

Welche konkreten Hilfestellungen vermissen Sie in dem Konjunkturpaket?

Gude: Ich denke, dass Paket ist sehr umfassend und hoffentlich kein bürokratisches Monster. Zudem unterstützen die Bundesländer ja zusätzlich mit weiteren Hilfspaketen. Ob und wie schnell sich unsere Volkswirtschaft erholt, werden die nächsten Monate zeigen.

Kopplin: Ja, aber unsere Branche ist in vielen Bereichen nicht berücksichtigt, allerdings muss man auch dazu sagen, es geht unserer Branche im Vergleich zu vielen anderen wirklich gut. Denken Sie nur in diesen Zeiten an Messebauer, Caterer oder Veranstalter. Mit einem Blick auf diese Branchen sind wir noch „gut davongekommen“, möchte ich mal sagen. Wir haben gezeigt, dass wir Krisensicher sind. Unsere Kunden müssen produzieren, um die Menschheit am Leben zu halten, und nur mit funktionstüchtigen Maschinen können Sie das. Wir werden als Land- und Baumaschinenmechatroniker gebraucht.

Haben Sie diesen Spirit auch in Ihrem Unternehmen wahrgenommen, Herr Kopplin?

Kopplin: Ja, ganz bestimmt! Wir sind ja schnell ins Schichtsystem gewechselt und nicht, weil ich das den Mädels und Jungs auf doktoriert habe, sondern weil sie selbst gesagt haben: Unsere Kunden brauchen uns jetzt. Wir müssen für unsere Kunden da sein.

Wie sieht die nahe Zukunft für unsere Branche aus?

Kopplin: Ich blicke weitestgehend optimistisch in die Zukunft, aber dieses Jahr wird uns stellenweise noch hart treffen. Daher möchte ich als Präsident des LandBauTechnik-Bundesverbands noch einmal an die Hersteller und auch Banken herantreten und um flexible Unterstützung bitten. Ganz konkret zum Beispiel im Bereich der Lagerfinanzierung. Wir brauchen hier starke Partner an unserer Seite, da der Maschinenabsatz in diesem Jahr schwierig ist und viele Maschinen bei den Händlern am Lager verbleiben werden. Um getreu unserem Motto auch in Zukunft „Auf der Erfolgsspur“ zu bleiben, braucht es daher jetzt die entsprechenden Hilfen.

Ulf Kopplin, Präsident

Ludger Gude, Vizepräsident

Titelbild: Gordon Gross  / pixelio.de